Maurer JP, Heinrich TS, Bach M (2001) Schätzung der Winkelauflösung kortikaler Bewegungsdetektoren mit dem Bewegungs-VEP. Beiträge zur 4. Tübinger Wahrnehmungskonferenz, p. 129 — PDF
Misst man die visuell evozierte Antwort (VEP) auf Bewegungs-Onset nach Bewegungsadaptation, findet man einen globalen Effekt für alle Richtungen und einen spezifischen Effekt für die adaptierte Richtung, letzteren mit einer breiten Winkelauflösung. Ziel war es, mit einem Adaptations-Populationsmodell Rückschlüsse auf die Winkelauflösung der elementaren Bewegungsdetektoren zu erhalten.
Die Reize bestanden aus Zufallspunkten (Größe 0.25°), die sich in 7 Richtungen mit einer Geschwindigkeit von 8.6°/s bewegten oder stationär blieben. Jeder Punkt hatte eine begrenzte Lebenszeit von 93 ms, um bereits in der Baseline-Bedingung den globalen Adaptationseffekt auszulösen. Bei 6 Probanden wurden jeweils an 3 Ableitorten (Oz, Otr und Otl) Bewegungs-VEPs in der Anordnung Baseline (stationär)–Adaptation (Bewegung nach rechts)–Erholung abgeleitet. Das Populationsmodell nahm Einzeldetektoren mit einem Gauss-artigen Richtungsselektivitätsprofil an. Das Ausmaß der Adaptation eines einzelnen Rezeptors wurde als proportional zur Überlappung seines Richtungsprofils mit der adaptierenden Richtung angenommen. Die Populationsantwort wurde aus dem Mittel aller nach Adaptation gewichteten Richtungsprofile errechnet.
Wir beobachteten bei allen Probanden deutliche Adaptationseffekte, ohne den globalen Effekt. Die breite adaptationsbedingte "Kerbe" im VEP-Richtungsprofil wurde durch einfache Bewegungsdetektoren mit einer Halbamplituden-Auflösung von ±39° gut modelliert.
Eine begrenzte Punktlebenszeit führt zur Voradaptation nicht-bewegungsspezifischer Detektoren, vermeidet so den globalen Effekt und isoliert damit rein bewegungsspezifische VEP-Komponenten. Ein einfaches lineares Populationsmodell ergab eine mittlere Winkelauflösung von ±40°. Diese Winkelauflösung passt gut zu Einzelzellableitungen aus Area MT.